Sonntag, 11. Dezember 2016

Drucken mit ABS

ABS - Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer - ist der klassische "Plastik"-Kunststoff, der überwiegend im Haushalts- und Elektronikbereich eingesetzt wird und sich - leider - auch in immer größerer Menge in unseren Ozeanen anreichert. 

Im 3D-Druck steht ABS als Material für Modelle mit "Gebrauchseigenschaften", die Laminierung ist deutlich fester als bei PLA, das gedruckte Bauteil spürbar elastischer. Zudem ist ABS bei über 80 Grad noch gebrauchsfähig, erst bei 100 Grad beginnt es sich zu verformen. Es ist zudem recht gut zu bearbeiten und verbindet sich mit vielen anderen Materialien, vorausgesetzt diese gehen in der Elastizität mit. Aceton als Lösungsmittel ist leicht und einigermaßen günstig verfügbar und kann zur Nachbearbeitung verwendet werden.

Der Druck ist allerdings schon deutlich aufwendiger. Die Drucktemperatur ist zwar noch moderat, mit 230-260 Grad etwas höher als bei PLA, aber beim Druck tritt eine Schrumpfung des Materials um etwa 3% ein und die "Bodenhaftung ist erheblich schwieriger zu realisieren.  

Voraussetzung für eine ordentliche Haftung ist eine Druckbett-Temperatur von etwa 90 Grad, ein sauber ausgerichtetes Druckbett und eine geeignete Druckbett-Beschichtung. 

Mit meiner Glasplatte - offensichtlich kein Borosilikatglas - habe ich bislang keine Möglichkeit gefunden, die Haftung passend zu vermitteln. Selbst wenn es gelingt, die erste Schicht aufzubringen, die Haftung ist zu gering und spätestens nach drei oder vier Schichten knackt es - Warping. Selbst "ABS-Juice" (mit schwarzem ABS eine Sauerei) hilft nicht.

Was zu meinem Erstaunen recht gut funktioniert ist wieder einmal das bewährte Bluetape. Bei 90 Grad auf der Druckplatte haftet wie es aussieht auch ABS gut und zuverlässig, ohne Probleme. Allerdings muß das Tape häufiger ausgewechselt werden, denn nach zwei bis drei Drucken wird es auch hier mit der Haftung schwieriger. 

Aber auch die Druckparameter sind nicht ganz unwichtig. Mehr als zwei Bodenlagen oder eine zu dicke Wandstärke, zu viel Infill oder zu wenig, alles beeinflußt die Tendenz zum Warping. Vor allem am Anfang braucht es leicht drei bis vier Versuche, bis ein Modell sauber gedruckt wird.

Was mich beim ABS-Druck immer wieder leicht aufschreckt sind die Knackgeräusche, wenn im Filament eingelagertes Wasser abdampft.






MK8 Hotend mit Direct-Drive Extruder

Der Anycubic Prusa I3 kommt ist mit einem Mk8-Hotend und Direct-Drive Extruder ausgestattet. Der Extruder sitzt dabei vor dem Hotend und schiebt das Filament direkt in die Filamentzuführung von Heizblock und Düse. 

Ein Vorteil dieser Konstruktion ist, dass auch flexibles Material gut zu verarbeiten ist, vorausgesetzt die Zuführung ist weit genug eingeschraubt, so dass nur wenige Millimeter von Andruckrolle bis Zuführung verbleiben, auf denen sich das Material "verbiegen" kann. 

Der Filamentwechsel ist ebenfalls recht unkompliziert, bei geheizter Düse einfach den Andruckhebel drücken und das Filament herausziehen. 

Nachteilig ist, dass der schwere Schrittmotor auf dem Druckwagen "mitfährt" und bei jeder Bewegung knapp 500g zu beschleunigen und abzubremsen sind. Das reduziert die erreichbare Druckgeschwindigkeit und erzeugt wellige Oberflächen. 

Das Hotend selbst besteht aus dem Heizblock mit Heizkapsel und Temperaturfühler, in den Düse und Filamentzuführung eingeschraubt sind.  Das Gewinderohr der Filamentzuführung enthält ein PTFE-Rohr, welches die Filamentzufuhr verbessern soll. Der Heizblock ist mit einer Schicht aus Baumwolle und Kapton-Tape umwickelt um die Wärmeabgabe an die Umwelt und umliegende Teile zu verringern. 

Auch wenn PTFE ("Teflon") erst bei 327 Grad schmilzt, wird allgemein empfohlen, nicht über 250 Grad zu drucken da es dort schon ein wenig weich wird.

Vorteilhaft ist die PTFE-Auskleidung vor allem dort wo mit viel Rückzug - "Retraction" - gearbeitet wird, was im Grunde bei nahezu jedem Material erforderlich ist um Kleckse und Fadenbildung zu vermeiden. Da wäre ohne PTFE schon eine veredelte Oberfläche in der Zuführung erforderlich, die so auch in Fernost nicht für ein paar Cent zu realisieren ist. Zudem isoliert das PTFE-Röhrchen die Wärmeausbreitung am Filament nach oben und hält die Schmelzzone klein. 

Vorsicht ist beim Festziehen des Gewinderohrs im Hotend geboten. Es muß einmal komplett bis an die Düse eingeschraubt sein, damit kein Filament durch das Gewinde hochgedrückt wird, aber auch nicht zu fest, denn der Heizblock ist aus Aluminium und das Gewinde im "weichen" Material ist schnell abgedreht. Da das Gewinderohr schon grenzwertig dünn gearbeitet ist, kann es selbst schon recht leicht brechen. 

Durch die Isolierung schießt die Temperatur in der Aufheizphase leicht bis zu zehn Grad über die Zieltemperatur hinaus, was für die Temperaturregelung an sich zwar kein Problem ist - vorausgesetzt man bleibt unter 265 Grad, sonst kann die Firmware die Notabschaltung veranlassen - aber was bei empfindlichem Material schon grade für das erste Stück zu einer Temperatur führen kann, bei der das Material degeneriert. Ein wenig "Vorlauf" hilft, das überhitzte Material loszuwerden. 

Der insgesamt solide - mit viel Metall - daherkommende Aufbau des Extruders macht einen stabilen Eindruck, erwärmt sich aber bei längeren Drucken schon merklich auf bis zu 50 Grad. Bislang hat das bei mir nicht zu erkennbaren Problemen mit dem Material geführt, auch flexibles Material hat bislang ohne Schwierigkeiten funktioniert.







Standardmaterial PLA

PLA - Polymilchsäure - ist mittlerweile wohl als das Standardmaterial im FDM-3D-Druck anzusehen, dies vor allem aufgrund der relativ unkomplizierten Druckbarkeit und der biologischen Abbaubarkeit. Aber auch die breite Palette der Zuschlagsstoffe, die Färbung und Finish beeinflussen, macht PLA als Druckmaterial interessant. 

Für die Filament-Hersteller ist es zudem ein recht einträgliches Geschäft. Das Basismaterial als Pellets liegt bei 2€ pro Kilogramm, in Faden gepreßt und auf eine Spule gewickelt bringt es zwischen 15 und 70 Euro pro Kilogramm.

Die angebotenen Materialqualitäten schwanken teils erheblich, vor allem im Bereich der günstigen "Sorten". Wichtige Qualitätsmerkmale der PLA-Filamente sind die gleichbleibende Dicke, die torsionsfreie Wicklung auf der Spule sowie die sachgerechte Verpackung und Lagerung.

Die Drucktemperaturen für den PLA-Druck hängen stark von der jeweiligen Mischung und den Zuschlagsstoffen ab, hier sind Temperaturen zwischen 160 und 240 Grad C zu beobachten.

PLA druckt maßhaltig, eine Schrumpfung des Materials durch den Druckprozeß ist vernachlässigbar gering. Die Haftung selbst auf kaltem Druckbett ist ebenfalls sehr gut, was die Verarbeitung deutlich vereinfacht.

Für den Druck selbst ist die erste Aufgabe im Grunde immer, herauszufinden welche Temperatur die jeweilige PLA-Sorte benötigt - die Ermittlung des "sweet spots", bei dem das Material nicht aus der Düse läuft oder übermäßig Fäden zieht, aber dennoch zuverlässig und fest laminiert, also sich mit der jeweils darunter liegenden Lage verbindet. Dieser Temperaturbereich ist zwar für viele Filamente ähnlich, aber eben nicht identisch. Zudem ist die eingestellte Temperatur im Heizblock nicht die Temperatur mit der das Filament "aufgelegt" wird, je nach Materialfluß ist es da ein paar Grad kühler.

Ist das  Filament erst einmal aufgelegt, muß es möglichst schnell unter die Glastemperatur gekühlt werden, ansonsten bleibt es weich und hält die Form nicht - ein Lüfter ist unverzichtbar, je gezielter der das Bauteil kühlt desto besser funktioniert der Druck. Bleibt das Bauteil weich, kann man nur noch die Druckgeschwindigkeit reduzieren.

Beim Anycubic Prusa I3 ist am Extruderwagen ein Radiallüfter mit einer Düse verbaut, die den Luftstrom direkt auf die Düse richtet. Die Kühlung funktioniert dadurch ziemlich gut, eine Lüftergeschwindigkeit von 50% hat sich in relativ kühler Umgebung bewährt.

Als Druckunterlage hat sich für PLA auf kaltem Druckbett das sog. "Blue Tape" bewährt. Es ist leicht aufzuziehen, am besten auf die warme Druckplatte, wirft keine Blasen das Modell läßt sich auch leicht wieder von der kalten Druckplatte lösen. Auf gewärmter Platte würde ich es nicht empfehlen, hier haftet das PLA so gut, dass es sich nur schwer wieder von der Druckplatte löst.

Die Unterseite des Modells gerät dabei allerdings eher stumpf, bei vielen Modellen stört das nicht, aber wenn doch - PLA druckt sich auch ganz anständig auf Glas. Dann allerdings temperiert, 50 Grad funktionieren bei mir gut. Die Platte muß gut ausgerichtet sein, die erste Lage kann man hier schon etwas dicker einstellen - wichtig ist, dass sie gut läuft, leicht "aufgedrückt". Wenn doch mal etwas Haftvermittler vonnöten ist, UHU 3-in-1 Sprühkleber mit einer Cutter-Klinge sehr dünn aufgetragen
hat sich bei mir bewährt, Prittstift eher weniger. Den Kleber bekommt man mit Aceton recht gut wieder weg. 

Unterlagen wie Buildtak oder eine speziell beschichtete Dauerdruckplatte lohnen sich eher nicht. Man muß doch gelegentlich mal mit einer scharfen Kante einen Filamentrest von der Platte entfernen, früher oder später bleiben dabei Spuren zurück. 

Die Nachbearbeitung von PLA ist grundsätzlich möglich, mit feiner Feile oder Sandpapier kann man schon einiges retten, zur Beseitigung von Fäden ist auch eine scharfe Klinge hilfreich. Das Oberflächenfinish ist dabei jedoch meist unrettbar verloren, die Oberfläche wird stumpf. Da hilft dann nur grundieren und lackieren, was aber bei PLA problemlos möglich ist.

Von den Materialeigenschaften her ist PLA ein typischer "Modellbaustoff" für Modelle ohne große Belastung. Für Bauteile mit Funktion kann man es auch schon einsetzen, wenn man bei der Konstruktion und beim Druck beachtet, dass der Filamentverlauf längs zur Belastungsrichtung läuft. Die Elastizität eines mit PLA gedruckten Bauteils ist sehr gering und bei Temperaturen über 50 Grad beginnt es sich zu verformen. Bis zur Bruchgrenze ist es allerdings recht zäh und hält je nach Konstruktion schon einiges aus.















Druckersoftware MatterControl

Mattercontrol ist eine Drucksoftware, die noch nicht so verbreitet ist wie beispielsweise Cura. Sie ist ebenfalls OpenSource und bietet neben einer recht umfangreichen Verwaltung der Modellbibliothek die klassische Cura-Engine, Slic3r und MatterSlice - ein Cura-Spinoff das in C++ realisiert ist.

Die Verwaltung erschließt sich nicht ganz auf den ersten Blick, ist aber vor allem im Vergleich zu Cura gut aufgeteilt und - fast - ausgereift. 

Interessant ist vor allem die "hauseigene" Slicing-Engine MatterSlice, die zwar noch eine gewisst Ähnlichkeit mit der Cura-Engine hat, aber im Detail mittlerweile viele eigene Lösungsansätze bietet. 

Allgemein kann man zusammenfassend vielleicht sagen MatterControl druckt etwas langsamer als Cura, aber dafür sind die Ergebnisse durchgehend besser. 


Druckersoftware RepetierHost

Repetier Host Logo
RepetierHost ist eine Druckersoftware, die im Grunde die Aufbereitung des Druckjobs nur "nebenbei" erledigt. Schwerpunkt ist die Ansteuerung des Druckers  und die Verwaltung der Druckjobs.

Als "Slicer-Engines" werden Slic3r und die klassische Cura-Engine angeboten, die Verwaltung der Einstellungen und Profile entspricht im wesentlichen den Originalprogrammen.

RepetierHost übergibt die Druckjobs an einen Serverdienst, der diese dann per USB an den Drucker weiterleitet. Den Repetier-Server gibt es auch für den Raspberry Pi, über den man dann den Drucker im Netz verfügbar machen kann.

Diese Funktionalität wendet sich vorwiegend an Nutzer von Druckern, die nicht über die Möglichkeit verfügen, per SD-Karte zu drucken. 






Druckersoftware Craftware

Craftware von Craftuninque ist ein "Newcomer" bei der 3D-Drucksoftware. Die Software ist derzeit frei verfügbar, irgendwie noch im Betastadium oder auch nicht, so ganz klar kommt das nicht heraus. Wie es aussieht, soll aber das "Freeware"-Vertriebsmodell beibehalten werden.

Derzeit in der Version 1.14 für Windows, Max und Linux verfügbar, bietet Craftware einige Features, die es deutlich von allen anderen frei verfügbaren Systemen abheben.

Dies ist einmal die Visualisierung der jeweils eingestellten Druckparameter: Zu jedem Parameter wird animiert die Auswirkung der jeweiligen Änderung grafisch dargestellt. Eine sehr hübsche und gleichzeitig lehrreiche Funktion, die man sich unbedingt einmal ansehen sollte.

Weiterhin bietet Craftware die Möglichkeit, den automatisch generierten Support zu bearbeiten. Diese Funktion wird ansonsten nur von kommerzieller Drucksoftware angeboten und ist heftig nachgefragt, da der automatisch erzeugte Support in den meisten Fällen nur wenig zufriedenstellende Ergebnisse ermöglicht.

Eine große Schwäche hat Craftware aber dennoch. Craftunique ist ein Druckerhersteller, und ähnlich wie bei Ultimaker ist die Druckersoftware schon auf den "hauseigenen" Drucker optimiert. Im Falle von Craftware wird der G-Code mit einer etwas eigenwilligen Methode für die Extrusion erzeugt.

Dies führt bei einigen Druckern zu einer massiven Überextrusion, die geeignet ist, den Drucker zu beschädigen.



Druckersoftware Cura

Die Druckersoftware ist der Teil der Prozeßkette im 3D-Druck, welche die 3D-Modelle, die in der Regel in sog. STL-Dateien gespeichert und verbreitet werden, in einzelne Schichten, die "Layer" aufteilt ("sliced") und in passende Fahr- und Steuerkommandos für den Drucker aufbereitet. ("G-Code")

Für den Anycubic Prusa I3 wird die Verwendung der Druckersoftware "Cura" empfohlen, die in der Version 14 oder 15 auf der SD-Karte mitgeliefert wird. Cura ist zwar grundsätzlich ein freies Programm unter GPL-Lizenz, wird aber wesentlich vom Druckerhersteller Ultimaker gefördert. Die Versionen 14 und 15 stammen auf dem Jahr 2015, die aktuelle Entwicklung weicht deutlich von den "alten" Versionen ab, sowohl vom Aufbau der Benutzeroberfläche als auch von der Funktion der internen Funktionalitäten. ("Engines")

Die Cura-Version 15.04 stellt im Grunde die Spitze der Entwicklung der 1er-Serie dar und ist von der Bedienung und Darstellung recht eingängig. Für den Einsteig in den 3D-Druck ist es im Grunde nicht verkehrt, sich zunächst mit dieser Version zu beschäftigen.

Eine Erkenntnis, die sich bei mir relativ schnell einstellte ist dass nicht nur die unterschiedlichen Druckmaterialien sondern auch jedes Modell seine Eigenheiten hat. Und dem entsprechend  individuelle Einstellungen erfordert. Die kann man zwar als "Profilschnappschuß" abspeichern, aber nach einer Weile wird das schon ein wenig unübersichtlich.

Cura 2.3.1 ist hinsichtlich der Verwaltung von Materialien und Druckqualität da schon deutlich fortgeschrittener und bietet eine fast schon unsägliche Menge an Möglichkeiten zum "Feintuning". Leider mit teils redundanten Optionen, die dann auch im Druck zu seltsamen Ergebnissen führen.
Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Cura im Grunde gut auf Ultimaker-Geräte abgestimmt ist, und bei anderen Systemen nur mit Einschränkungen einzusetzen ist. Der interne Aufbau und die Verzahnung der Konfigurationsdateien ist dazu dermaßen unübersichtlich, dass es schwer fällt, hier mit den notwendigen Anpassungen anzusetzen.

Auch ein wenig lästig ist, dass die Kommunikation mit dem Drucker per USB nicht zustande zu bringen war. Hier sind ja etliche Nicht-Ultimaker-Drucker betroffen, ein bislang ungelöstes Problem das im Grunde nur existiert weil die manuelle Einstellung der Datenrate abgestellt wurde.

Letzten Endes bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass es wenig Sinn macht, sich noch weiter mit Cura zu beschäftigen. Für Ultimaker ist es gut abgestimmt, für alle anderen funktioniert es zwar auch, irgendwie, aber eben nur irgendwie.

Anycubic SD-Karte

Im Lieferumfang enthalten ist eine 4GB SD-Karte, die neben Firmware und einigen wenigen Beispieldaten auch eine Version der freien Drucksoftware "Cura" enthält. 

Da Anycubic in guter Tradition chinesischer Hersteller keine eigene Webseite unterhält, die die SD-Karte zunächst das einzige Support-Medium für den Anwender. Eine relativ aktuelle Version der Firmware wird allerdings über Google Drive online zur Verfügung gestellt. (Prusa I3 Firmware)

Was leider nicht auf der SD-Karte enthalten ist sind die STL-Dateien für die gedruckten Teile des Druckers. Diese erhält man nur auf Anfrage per E-Mail direkt vom Hersteller. Bei Kontakt über Amazon sollte man eine (unverfängliche) Mailadresse mitteilen, da über Amazon nur Bilder zugestellt werden können. 

Auf der Karte befinden sich zwei Firmware-Versionen. Dies ist einmal die Firmware des Herstellers im Hex-Format, also im Grunde eine Binärdistribution, sowie eine Marlin-Version 1.0 von 2014 im Source, ohne die Wiederaufnahme-Funktion. 

Weiterhin sind noch ein paar Arduino-Dateien mit den Bibliotheken für Board und Prozessor enthalten. 

An Druckdaten findet sich ein Kalibrierungswürfel und eine Abdeckung für die LCD-Rückseite. 


Vorinstallierte Firmware

Die auf dem Druckerboard des Anycubic Prusa I3 vorinstallierte Firmware ist eine vom Hersteller angepaßte Version der verbreiteten Marlin-Firmware, die für Arduino-Mega basierte Systeme im Grunde den derzeitigen Marktstandard darstellt.

Mehrwertfunktion ist dabei die Möglichkeit, unterbrochene Drucke wieder aufzunehmen enthalten. Hier gibt es sogar ein kurzes Video des Herstellers, um die Funktion zu demonstrieren.

Die Funktion steht nur bei Drucken über die SD-Karte zur Verfügung und wird aktiviert, indem man in den Start-Gcode des Druckjobs das Kommando G5 einfügt. Der Drucker speichert dann die aktuelle Zeile des Druckjobs im EEprom des Arduino. Bei einer Unterbrechung - beispielsweise durch Stromausfall - kann man den Druckjob dann später über das LCD-Menü wieder aufnehmen.

Persönlich finde ich die Idee einer solchen Funktion grundsätzlich interessant, grade bei langen Druckjobs kann sich eine Unterbrechung aus unterschiedlichsten Gründen schon mal ergeben.  Aber - das Eeprom des Arduino verträgt nur eine begrenzte Anzahl von Schreiboperationen, 100.000 Operationen sind zwar schon eine Menge, aber bei einem Druckjob mit ein paar tausend Zeilen ist das dann auf einmal nicht mehr sehr viel.

Versäumt wurde die Chance, die Funktion "on the job" zu aktivieren. So fehlt bei der Menüfunktion "Pause Job" die Möglichkeit, einen Wiederaufnahmepunkt zu setzen. Das wäre wirklich praktisch gewesen.

Ob die Wiederaufnahme in der praktischen Anwendung auch tatsächlich funktioniert hängt zudem noch davon ab, ob das Druckbett bei der Wiederaufnahme noch passend gelevelt ist. Bei Drucken mit PLA auf kaltem Druckbett kann das funktionieren, bei warmem Druckbett wird das schon schwieriger. Auch die Umgebungstemperatur sollte bei Abbruch und Wiederaufnahme ähnlich sein.

Etwas nervig ist der Menü-Piepston, den man nur als "aufdringlich" bezeichnen kann.

Von Seiten der vorgegebenen Parameter ist die Firmware recht gut auf den Drucker eingestellt, mit der Voreinstellung funktionieren die ersten Drucke ganz passabel.



RAMPS-Mainboard

Als klassischer Reprap-kompatibler Drucker wird der Anycubic Prusa I3 mit einem Ramps1.4-kompatiblen Mainboard ausgeliefert.

Trigorilla Mainboard
Hier sind anscheinend mehrere Versionen im "Umlauf", die sich von der Konfektion her leicht unterscheiden.

Gut gelöst sind die aufgesteckten Treiber für die Schrittmotoren, die bei Problemen sehr leicht auszuwechseln sind.

Nicht ganz optimal sind die verwendeten Schraubklemmen für Stromversorgung, Hotbed und Druckkopf, die beim Festziehen der Schrauben dazu neigen sich zu verformen.



Anycubic Mainboard
Ebenfalls zu bemängeln sind die fehlenden Pin-Verbinder für einige Anschlüsse. Die werden in der aktuellen Druckerkonfiguration zwar nicht benötigt, will man später aber beispielsweise Servos nachrüsten, sind Lötarbeiten am Board erforderlich.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der auf dem Board aufgelötete Mosfet für die Steuerung der Hotbed-Stromversorgung. Auch wenn der Transistor selbst die erforderlichen 10-12A verträgt, er wird vor allem bei längeren Heizphasen merklich warm. Die Wärmeableitung über das Board funktioniert grundsätzlich, führt aber zu Problemen wenn der Transistor nicht ordentlich verlötet wurde.

Wenn das Hotbed intensiver genutzt werden soll, vor allem mit langen Heizphasen bei Temperaturen über 50 Grad, tut gut daran die Stromversorgung auf ein Relais umzubauen. Ggf. ist damit allerdings auch eine Anpassung der Firmware verbunden.

Falls einmal Ersatz erforderlich wird - ein  RAMPS-1.4-Board mit Display, Kabeln etc. ist für weniger als 40 Euro zu haben.

Der auf dem Board verbaute Prozessor ist ein Arduino Mega kompatibler ARM-Prozessor mit 16MHZ Taktfrequenz und 128k Flash-Speicher.  Als 8-Bit System zwar schon ein wenig in die Jahre gekommen, aber für die Aufgabe immer noch gut geeignet und sehr zuverlässig. Zudem über die freie und verbreitete Entwicklungsumgebung Arduino leicht "zugänglich".

Das Board kommt "vorkonfektioniert" mit einer vom Hersteller modifizierten Marlin-1.0-Version und ist im Grunde "out of the box" einsatzbereit. Vor der Inbetriebnahme ist anwenderseitig lediglich eine Einstellung der Schrittmotor-Treiber erforderlich, die über die winzigen Potentiometer auf den Treiberbausteinen erfolgt.

Für die Einstellung ist die Spannung zwischen Potentiometer-Ring und GND zu messen, sie soll zwischen 0.75V und 1V betragen, Zielwert 0.8V. Die Einstellung kann nur in eingeschaltetem Zustand erfolgen, dem entsprechend ist Vorsicht bei der Durchführung geboten.

Idealerweise werden alle Treiber auf die gleiche Spannung eingestellt, so genau wie es das Meßgerät hergibt. Was bei den kleinen Potentiometern schon ein wenig Geduld erfordert. Mindestens die Teiber für X- und Y-Achse sollten bis auf 0.01V genau identisch eingestellt sein, um später auf den beiden Achsen identische Beschleunigungs- und Bremswerte zu erzielen.






Samstag, 10. Dezember 2016

3D Druck mit dem günstigen Clone - ein Einstieg

Wer einen preisgünstigen Einsteig in den 3D-Druck sucht, landet fast zwangsläufig bei den Bausätzen aus Fernost. Für 200-300 Euro gibt es im Ergebnis einen fertigen 3D-Drucker, der zumindest theoretisch in der Lage ist, die meisten der gängigen Materialien zu verarbeiten.

Ich möchte hier ein wenig von meinen Erfahrungen mit einem Anycubic Prusa I3 System berichten, ein Anwenderforum gibt es für diese Drucker bislang nicht, vielleicht ist das ja mal ein Anfang.

 Wesentliche Features des Druckers sind
  • 8mm Acrylrahmen
  • geheiztes Druckbett 12V
  • Mk8 DirectDrive Extruder
  • Ramps-kompatibler "Trigorilla" Contoller
  • Marlin 1.0 Firmware
Grundsätzlich würde ich den Bausatz nicht als "Änfänger-geeignet" einstufen. Sicher, der Bausatz kann ohne große Probleme anhand der beiliegenden Anleitung zusammengebaut werden und der so gebaute Drucker druckt dann auch, irgendwie. Aber eben auch nur grade so, denn dann fängt die Arbeit mit dem Drucker - das Feintuning - eigentlich erst an.
 
Letztlich ist es aber doch mit relativ wenig Aufwand möglich, den Drucker mit Geduld und ein wenig Fingerspitzengefühl so einzusetzen, dass er von der Druckleistung den "großen Vorbildern" kaum nachsteht.

Vielleicht klappt es ja, hier im Blog auch noch die ein oder andere Anwendererfahrung zu sammeln und Materialien bereitzustellen, die den Einstieg und den Umgang mit dem Drucker erleichtern.